Die chinesische Herkunft des Klanges des Bandoneons

Wu Wei – Sheng
Xiao Hong Viehweg – Pipa
Helmut Joe Sachse – Gitarre

Für die in Chemnitz 1834 von Carl Friedrich Uhlig erfundene Concertina und das Weltkulturerbe Bandoneon mit dem Tango Argentino hat die chinesische Sheng eine entscheidende Bedeutung. Durch die Berichte des Asienreisenden Marco Polo und den dadurch ausgelösten Austausch entwickelte sich an den aristokratischen Höfen Europas die Vorliebe für die chinesische Kunst und Kultur. Das Märchen Die chinesische Nachtigall ist dafür ein fast volkstümlich populärer Ausdruck.

Musikgeschichtlich ist in Europa das Bekanntwerden der chinesischen Mundorgel – die Sheng – Ausgangspunkt für die Entwicklung der Harmonikas und Akkordeons, aus deren anfänglichen Experimenten und Tüfteleien Carl Friedrich Uhlig die leicht zu transportierende und leicht zu spielende Chemnitzer Concertina erfand. Die Weiterentwicklung dieser Concertina und deren Vervollkommnung durch die sächsischen Instrumentenbauer zum Bandoneon sowie dessen Mitnahme im Gepäck der deutschen Migranten nach Buenos Aires begründete eine unvergleichliche, nicht endende Klangreise.

Ein Virtuose und Weltstar auf der Sheng  – Wu Wei – war bereits Artist in Residence 2007 ohne dass wir um die verblüffende klangliche Verbindung zwischen der chinesischen Mundorgel insbesondere mit dem im erzgebirgischen Carlsfeld gebauten und in Buenos Aires zur Legende gewordenen „AA“- Bandoneon von Alfred Arnold wussten.

Ein Teil der Präsenz von Wu Wie 2007 war die Zusammenarbeit mit dem Chemnitzer Jazzgitarristen Helmut Joe Sache – ebenso ein Weltstar der Jazz-Improvisation und der in Chemnitz lebenden Musikerin Xiao Hong Viehweg. Diese Konstellation wollen wir anlässlich des Festivals Tango Industrial 2025 wiederholen und dadurch die klangliche Herkunft des Bandoneons aus China aufzeigen.

»Wu Weis Virtuosität auf der Sheng ist atemberaubend; seine Neugier auf musikalisches Neuland ist unendlich; sein gemeinsames Arbeiten mit Musikern der unterschiedlichsten Stile und Richtungen grenzenlos; seine kompositorischen Fähigkeiten verblüffend; seine Bühnenpräsenz fesselnd.« (Global Ruth Preis/Rudolstädter Musikfestival)

Der in Berlin lebende chinesische Sheng-Virtuose Wu Wei begeistert mit einer Musik, die einen weiten Bogen von den Anfängen der chinesischen Zivilisation bis zu den neuzeitlichen Klanggemälden moderner Avantgardisten spannt. Er improvisiert auf der Grundlage der traditionellen chinesischen Musik und erweitern sie durch das, was er weltweit im Zusammenspiel mit vielen Musikern der Improvisationsmusik erfahren hat.

Mit traumwandlerischer Sicherheit fügten sich seine luftige Klangmuster zu einem hypnotisierenden Ganzen. So entstehen vor dem inneren Auge der Hörer Bilder urbaner Lebenswelten, in deren glitzernden Fassaden sich eine Art imaginärer Folklore spiegelt.

Ak 28 € ermäßigt 22 €
VV 24 € ermäßigt 18 €

Hans-Jürgen Schaal www.hjs-jazz.de/?p=00259

Vor über 200 Jahren ging es los: Plötzlich schossen die Harmonika-Instrumente aus dem Boden wie Pilze. Um 1810 die Äoline, 1821 die Physharmonika und Mund-Äoline, 1822 die Hand-Äoline, dann Mundharmonika, Symphonium, Concertina und das erste Akkordeon (mit sage und schreibe fünf Tasten!), außerdem noch Psalmelodikon, Äolodion, Melodium, Harmonium und wie sie alle hießen. Was war der Grund für diese Explosion? So unglaublich es klingt: Europa hatte gerade erst das Prinzip der Durchschlagzunge (englisch: „free reed“) entdeckt, eine Tonerzeugung, die in China schätzungsweise seit 3000, vielleicht sogar 5000 Jahren bekannt ist! Die mythische Kaiserin Nyn-Kwa soll diese Technik entwickelt haben, der ebenso sagenhafte Kaiser Huang Tei gilt als Erfinder der metallenen Zungen. (Zitat)