Chronik der Entwicklung der Concertina und des Bandoneons
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um 1800
Ausgelöst durch Entdeckungen im Bereich der Physik (Mechanik, Akustik) beginnen Instrumentenbauer in ganz Europa unabhängig voneinander, mit Durchschlagzungen zu experimentieren. Der Wittenberger Physiker Ernst Florens Friedrich Chladni veröffentlicht seine Schriften zur Akustik.
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ab 1810
Entwicklung und Vorstellung neuer Instrumente, die in zeitgenössischen Musik-Zeitschriften wie der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ vorgestellt und bewertet werden.
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1810
Johann Caspar Schlimbach/Bernhard Eschenbach/Königshofen: Entwicklung der sogenannten Aeoline, einer Vorstufe des Harmoniums.
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1821
Ernst Friedrich Florens Chladni, Physiker aus Wittenberg, beschreibt in der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ das chinesische Sheng, ein Musikinstrument der traditionellen chinesischen Musik, welches zur Familie der Mundorgeln gehört- den ältesten Vorläufer der Harmonikainstrumente. Buschmann: Mund-Aeoline. Häkl/Wien: Physharmonika.
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1822
Buschmann/Berlin: Hand-Aeoline.
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1824
Reinlein/Wien: Patent für Aeol-Harmonikas.
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1827
Meßner/Trossingen: Verbesserungen an der Mundharmonika.
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1828
Erste Musikalien für Mundharmonika.
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1829
Demian/Wien: Patent für das Akkordeon. Wheatstone/London: Symphonium. Beginn der Mundharmonikaherstellung in Klingenthal durch die Gebrüder Glier.
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1834
Chemnitz: Carl Friedrich Uhlig (1790-1874) stellt im „Chemnitzer Anzeiger“ sein „Accordion neuer Art“ vor, welches später als Deutsche Concertina bezeichnet wird.
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1844
Wheatstone/London: englische Concertina.
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1847
C.F. Uhlig ist regelmäßig auf der Leipziger Messe vertreten, seine Innovationen strahlen bis Klingenthal, Carlsfeld und Waldheim
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1850
Gründung der Harmonikafabrik C. F. Reichel in Chemnitz
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ab 1850
Entwicklung der Harmonikaproduktion in Carlsfeld und dem vogtländischen Musikwinkel (C.F. Zimmermann, Meinel, Dörfel, Leiterd), gezielter Handel auf der Leipziger Messe, neue Transport- und Absatzmöglichkeiten durch Eisenbahn und Schiffsverkehr.
Im Gepäck der Auswanderer gelangen die Instrumente nach Amerika. -
1856
Der Krefelder Musikalienhändler Heinrich Band verändert Tonanordnung und Tastendisposition der Concertina, in einer Anzeige im Krefelder Adressbuch taucht erstmalig der Begriff „Bandonion“ auf. H. Band bezieht die Instrumente von sächsischen Herstellern.
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1860 – 1870
Sachsen wird zum Zentrum der Bandoneon- und Concertina-Herstellung, die Instrumente werden ins In- und Ausland verkauft.
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1864
Gründung der Firma Ernst Louis Arnold in Carlsfeld.
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ab 1874
Entwicklung einer eigenständigen Musikkultur, der erste Harmonikaverein Deutschlands wird in Chemnitz gegründet.
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1884
Nach dem Ableben C. F. Uhligs 1884 führte die Firma sein Schwiegersohn, Friedrich Anton Lange, weiter.
Die Firma Lange vormals C. F. Uhlig erobert mit der Chemnitzer Concertina erobert Chicago auf der Weltausstellung. -
um 1900
Entstehung des Tango in den Hafenvierteln von Buenos Aires, das Bandoneon wird zum typischen Instrument dieser Musik.
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ab 1900
Vor allem in den Industrieregionen Deutschlands entstehen viele Vereine, Sachsen und das Ruhrgebiet werden zu Hochburgen der Concertina- und Bandoneonmusik, die spezielle Zahlenschrift ermöglicht auch ohne Notenkenntnis das Musizieren. Die Harmonikabranche entwickelt sich zu einem außerordentlich erfolgreichem Produktionszweig innerhalb der deutschen Musikinstrumentenindustrie und liefert den wichtigsten Exportartikel.
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1911
Gründung der Firma Alfred Arnold in Carlsfeld, die später durch ihre hervorragenden Bandoneons weltberühmt wird.
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1920 – 1930
Blütezeit der Bandoneon- und Concertinakultur in Deutschland.
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ab 1930
Die Probleme der Weltwirtschaftskrise und die politischen Veränderungen des Dritten Reiches wirken sich auch negativ auf die Harmonikaindustrie aus, die Zahl der Betriebe geht deutlich zurück und kommt mit dem Zweiten Weltkrieg fast völlig zum Erliegen.
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1945
Enteignung der kleinen Harmonikafirmen, Einstellung der Produktion, Etablierung des „moderneren“ Akkordeons.
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ab 1960
Bedingt durch Nachwuchsprobleme – Auflösung der meisten Vereine – geraten die Instrumente nach und nach fast völlig in Vergessenheit.
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seit 1980
Renaissance des argentinischen Tangos und des Bandoneons in Europa, Versuche zur Wiederbelebung der Traditionen.