Carl Friedrich Uhlig wurde im April 1789 in Bernsdorf bei Chemnitz geboren und war gelernter Strumpfwirker.
Uhlig spielte Klarinette in einem Chemnitzer Orchester. 1819 schlug eine neue Richtung ein und gründete eine Musikalienhandlung. Sein Geschäft betrieb er unter der Adresse Anger 902 (heute etwa Brückenstraße 10).
1834 konstruierte Carl Friedrich Uhlig eine kleine wechseltönige Concertina und stellte sie im „Chemnitzer Anzeiger“ als sein „Accordion neuer Art“ vor Das Wissen dazu hatte er sich vermutlich in Wiener Harmonikawerkstätten angeeignet. (Quelle: Maria Dunkel: Akkordeon – Bandoneon-Concertina s. 21)
In einem Inserat vom 19. Juli 1834 im Chemnitzer Anzeiger heißt es:
„Das Lager musikalischer Instrumente empfiehlt sich bestens mit einer schönen Auswahl…große und kleine Violinen, Guitarren…Accordions neuer Art nebst einem Unterricht und versichert die billigsten Preise. Mein Stand ist zu diesem beforstehenden Markt im Hause des Herrn Weigels am Markte. Carl Friedrich Uhlig Am Anger Nr. 902“
Für dieses „Accordion neuer Art“ hatte Uhlig noch keinen neuen Namen, er lehnte die Bezeichnung an das Accordion des Wiener Orgel- und Klavierbauer Cyrill Demian an, der 1829 ein Patent auf ein neues Instrument erwarb. Der Name Accordion wurde zur Bezeichnung für alle Instrumente, in denen entweder eine Taste oder Klappe durch einen Akkord unterlegt ist. Bei Uhligs Instrument handelte es sich jedoch nicht um ein Akkordeon, wie wir es heute kennen, denn die Knöpfe seines Instruments sind nicht mit Akkorden, sondern Einzeltönen unterlegt.
Im gleichen Jahr wie Demian erhielt der englische Physiker Charles Wheatstone ein Patent auf eine Harmonika, die später als Englische Concertina bezeichnet wurde.
Quelle: Kurt Kauert „Der Musikwinkel und die Harmonika S. 17
Die Entwicklung erfolgte parallel, Uhlig hat vermutlich von der englischen Concertina zunächst nichts gewusst. Wenngleich Uhligs Instrument später Concertina genannt wurde, hat es wenig mit der englischen Concertina zu tun. Die englische Concertina ist nicht wie Uhlings Instrument mit quadratischem Kasten wechseltönig, sondern ist gleichtönig (die Töne sind beim Öffnen und Schließen des Balgs gleich) und unterscheidet sich schon optisch durch seine achteckige Form. Zur Unterscheidung nannte man Uhlings Instrument deutsche Concertina oder Chemnitzer Concertina.
Bei Uhligs „Accordion neuer Art“ -später Chemnitzer Concertina genannt – handelte es sich um ein kleines wechseltöniges Instrument mit je 5 Knöpfen jeweils mit der rechten und linken Hand zu bespielen. Da dieses wechseltönige Instrument beim Aufziehen und Zusammendrücken des Balgs zwei verschiedene Töne erzeugt, verfügte es über einen Tonumfang von 20 Tönen.
Alle Konzertinas haben also, wie auch die Bandonions, keine fertigen Akkorde, sie sind einzeltönig. Aus diesem Grunde sind sie den Instrumenten mit vorgefertigten Akkorden in den Möglichkeiten der Harmonik und der Stimmführung weit überlegen.
Quelle: Karl Oriwol: Das Bandonion
Eine Beschreibung dieses Instruments, also, dass es sich um ein einzeltöniges Instrument handelt, findet sich in der vermutlich frühesten Schule für deutsche Concertina, einer anonymen „Anweisung das Accordion zu spielen“, die im Verlag von Johann Gottlob Höselbarth in Chemnitz erschien.
Sie (die Accordionschule) stammt möglicherweise von Uhligs Schwiegersohn Johann David Wünsch, der später im Leipziger Tageblatt schrieb „…Anfang der 30er Jahre baute C.F. Uhlig in Chemnitz die erste viereckige Harmonika. Jede Seite hatte 5 Tasten, jede Taste 2 Töne… 1836 wurde das Instrument vervollkommnet, indem jeder Seite 5 weitere Tasten zugefügt wurden… Für dieses zweireihige Instrument wurden auch die ersten Schulen von mir herausgegeben…1840 fingen wir an, dreireihige mit 56 Tönen zu bauen, deren Stimmung G-, A- und E-Dur war..“
Quelle: Karl Oriwol: Das Bandonion
In Fachkreisen ist kein erhaltenes, Uhlig zuschreibbares Concertinaexemplar mit 10 Knöpfen, bekannt.
Im Chemnitzer Schlossbergmuseum wurde anlässlich der Sonderausstellung 2001 „Sehnsucht nach dem Blasebalg“ eine der ältesten Concertinas aus Chemnitzer Produktion präsentiert, das Instrument war mit „Pirner“ signiert. Christian Friedrich Pirner betrieb eine Concertina Produktion zwischen 1850 und 1860 in der Mühlenstraße, wobei nicht klar ist, ob er für den Urvater der Chemnitzer Concertina, Uhlig, arbeitete oder ein Konkurrent war.
Es handelte sich bei diesem Instrument um eine Leihgabe eines privaten Sammlers aus Dublin.
Aus einer Annonce im Chemnitzer Anzeiger 1838 kann auch sicher geschlossen werden, dass diese „neuen Accordionns“ aus Uhligs eigener Manufaktur stammen.
Die Anschrift von Uhligs Hauptproduktionsstätte lautete allerdings 1838 nicht mehr Anger, sondern Brückenstraße, Haus 902
Ab 1840 war die Adresse des unveränderten Standortes Untere Brückenstraße 4.
Sicherlich wurden viele Teile in Heimindustrie hergestellt und in Uhligs Unternehmen endmontiert. Trotz versuchter Geheimhaltung von Produktionsdetails eröffneten Konkurrenten in Chemnitz und in der Region eigene Produktionsstätten.
Ab 1847 war C.F. Uhlig regelmäßig mit seinen Instrumenten auf der Leipziger Messe vertreten. Uhlings Concertina wurde 1854 auf der Allgemeinen Industrieausstellung in München mit einer Ehrenmünze honoriert.
Bald weitete sich die Herstellung von Concertinas über die Stadtgrenzen von Chemnitz hinaus aus, denn seine Innovation strahlte bis ins Erzgebirge, den vogtländischen Musikwinkel und nach Waldheim.
Uhligs Werkstatt wurde von seinem Schwiegersohn F. A. Lange und dessen Nachkommen an neuen Stadtorten in Chemnitz weitergeführt.
Mit der Erfindung der Concertina begründete Carl Friedrich Uhlig die Voraussetzung für die vielen Concertina-Vereine und die Weiterentwicklung zum Bandoneon. Chemnitz kann daher die Wiege des Bandoneons genannt werden.