Die Concertina wurde gern von Arbeitern und Bergleuten gespielt, da man das Spiel auch als musikalischer Laie ohne Notenkenntnisse erlernen konnte.
Uhlig entwickelte ein Zahlensystem, um auch Notenunkundigen eine Lernhilfe anzubieten. Die Firma C.F. Uhlig verkaufte auch das entsprechende Schulungsmaterial.
Das eigens für dieses Instrument entworfene Griffschrift, das sogenannte „Waschleinensystem“, bei dem Zahlen für die Tasten an einer Linie hingen, ermöglichte das Spielen nach Zahlen. Daher galt das Instrument auch als „Bergmanns-Klavier“ oder als „Klavier des kleinen Mannes“.
Gespielt wurde regionale Volksmusik und mit der aufkommenden Arbeiterbewegung auch proletarische Kampflieder.
Sachsen war über lange Zeit eine der Hochburgen der Concertinamusik. Dass Chemnitz als Wiege der Concertina dabei eine besondere Rolle spielte, ist daher naheliegend.
Allein im Chemnitzer Stadtgebiet gab es über die Jahre insgesamt 40 Bandonion- bzw. Concertina-Vereine, wovon in den zwanziger Jahren 20 aktiv waren.
Dazu kämen, geht man vom heutigen Stadtgebiet aus, mindestens 14 weitere Harmonikavereine, davon 4 in Reichenbrand, 1 in Siegmar, 1 in Schönau, 2 in Kappel, 1 in Rabenstein, 1 in Reichenhain , 1 in Euba, 1 in Erfenschlag, 1 in Harthau, 1 Markersdorf.
Quelle: Karl Georg Schroll: Bandonionvereine – vereint – beliebt – vergessen.
Wenngleich der erste Chemnitzer Concertinaverein in der Aufstellung nicht enthalten ist, wurde 1874 in Chemnitz der erste deutsche Harmonikaverein gegründet Dies geht aus einem Ehrendiplom hervor, das vom Fachorgan „Die Volksmusik“ anlässlich des 50jährigen Bestehens dieses Vereins überreicht wurde. Es dürfte sich um den „Harmonikaclub Chemnitz“ gehandelt haben.
In der Weimarer Republik gab es deutschlandweit ca. 30.000 Bandoneon- und Konzertina-Spieler in ca. 1.200 Vereinen.
Bereits 1911 wurde der Deutsche Konzertina- und Bandoneon-Bund als Dachvereingung gegründet.
Der 1924 gegründete und am 17.6.1926 ins Vereinsregister eingetragene Erzgebirgische Konzertina- und Bandoneon-Bund hatte seinen Sitz in Chemnitz.
Mitglieder des Bundesverbandes konnten die vom Verein erworbenen Aufführungsrechte nutzen und Noten wurden je nach Verhältnissen der Bundeskasse den Mitgliedern zur Hälfte des Kaufpreises überlassen.
Laut Satzung stand der Bund auf dem Boden der deutschen Arbeiterbewegung.
1926 fand der Bundestag anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Deutschen Konzertina- und Bandoneonbunds statt.
1927 zählte der Dachverband ca. eintausend Konzertina- und Bandoneonvereine mit 14 Tausend Mitgliedern. Somit gab es zu dieser Zeit in Deutschland mehr Harmonikavereine als Fussballclubs.
Hatte bereits die Weltwirtschaftskrise den Vereinen zugesetzt, so kam es in der NS-Zeit zur Auflösung von Vereinen.
Erste Auflösungserscheinungen der Vereine waren bereits kurze Zeit nach Hitlers Machtantritt auch in Chemnitz zu beobachten.
Wegen seiner Nähe zur Arbeiterbewegung waren die Konzertina- und Bandoneonvereine den Nazis ein Dorn im Auge. Sie erklärten die Instrumente als „volksmusikalisch ungeeignet“.
Der Deutsche Konzertina und Bandoneonbund“ wurde 1935 verboten.
Die Einzelvereine wurden „gleichgeschaltet“, viele lösten sich daraufhin auf.
Zum Beispiel wurde der Chemnitzer Verein Edelweis am 1.4.1935 auf eigenen Antrag liquidiert, „ um der großen von Reichswegen geschaffenen Volksgemeinschaft beizutreten…“.
Das hatte einen Rückgang der Nachfrage nach Konzertinas und Bandoneons zur Folge, so dass die deutsche Harmonikaindustrie fast gänzlich zum Erliegen kann.
Auch nach dem II Weltkrieg spielten diese Instrumente kaum noch eine Rolle, weil sich inzwischen das leichter zu spielende Akkordeon durchgesetzt hat.